Text und Fotos: Walter Rudin
Die beiden Segel Weltmeisterschaften in Brunnen sind Geschichte. Am vergangenen Freitag beendeten die 37 Tempest Boote aus sechs Nationen auf dem Urnersee ihren Wettkampf. Von Montag bis Freitag wurden insgesamt acht Rennen ausgetragen. Wind und Wetter waren nicht immer ideal, trotzdem konnte, ausser am Mittwoch, jeden Tag gesegelt werden. Am Schlusstag wurden die Segelnden mit Sonnenschein und Thermik verwöhnt.
Nachdem bei der RC44-Racern die Entscheidung um den Titel erst im Finish des letzten Rennens gefallen war, zeigte sich bei den Tempest Booten schon nach dem ersten Wettkampftag, dass die amtierenden Weltmeister Lars und Leif Bähr aus Berlin den Titel verteidigen würden. Die beiden Brüder stammen aus einer Segelfamilie, die sich ganz den Tempest-Booten verschrieben hat. Bereits der Grossvater hatte den WM-Titel geholt und seine Gene den Enkeln übertragen. Drei Rennen konnten sie im Laufe der Woche für sich entscheiden und keinen Lauf beendeten sie schlechter als auf Platz 3.
Eric Monnin zerknirscht
Ute und Eric Monnin hatten letztes Jahr mit ihrem WM-Titel in der Yngling Klasse für eine kleine Sensation gesorgt, denn Eric hatte diese Bootsklasse vorher gar nie gesegelt. Insgeheim hatte man gehofft, dass die Monnins diesen Coup auch bei den Tempest Booten wiederholen könnten. Eric hatte allerdings im Vorfeld die Hoffnungen gedämpft. Bei viel Wind seien sie nicht konkurrenzfähig, der Vorschoter müsste mindestens 90 Kilo auf das Trapez bringen, da lägen sie weit daneben.
Vor dem letzten Regattatag sah es dann auch nicht so gut aus für das Ehepaar Monnin. In den bisherigen Wettfahrten kamen sie nur einmal in den Top 5 und mit Platz 9 in der Zwischenrangliste schienen Medaillenträume längst begraben. Eric Monnin hatte sich zerknirscht gezeigt: «Ich komme mit dem Trimm dieses Bootes nicht richtig zurecht, da ist so vieles anders, als ich mir gewohnt bin.»
Exploit am Schlusstag
Am letzten Tag sorgten Monnin mit seiner Frau Ute dann aber trotzdem für eine faustdicke Überraschung. Auf dem Urnersee blies die Thermik endlich so, wie sie gewöhnlich herrscht und da konnten die Monnins ihre Revierkenntnisse voll ausspielen. Die Tage vorher hatte es praktisch keine taktischen Optionen gegeben, die rechte Seite war immer besser, aber jetzt war alles ganz anders. «Die haben plötzlich 200 Meter gewonnen, weil sie ganz dem Felsen entlang gefahren sind» entfuhr es dem 85-jährigen ehemaligen Tempest Weltmeister Bähr auf einem Begleitboot. Tatsächlich, obwohl die Monnins nicht den optimalen Speed fuhren, konnten sie mit klugen taktischen Entscheidungen in beiden Läufen das gesamte Feld hinter sich lassen.
Mit diesen beiden Siegen am Schlusstag glückte den Monnins ganz überraschend doch noch der Sprung aufs Podest. «Wir konnten das zuerst gar nicht glauben, als uns gesagt wurde, wir hätten jetzt die Bronze Medaille geholt», meinte eine glückliche Ute Monnin. «Da haben wir ja beinahe ein schlechtes Gewissen, dass wir mit Punktegleichstand zwei alte Tempest Grössen aus Deutschland vom Podest verdrängt haben.»
Info Tempest: Die TEMPEST ist das einzige von World Sailing mit einem internationalen Status ausgezeichnete Kielboot mit Trapez und Spinnaker. Trotz Kiel liegt sie mit ihren sportlichen Segeleigenschaften sehr nahe bei den Jollen. Die TEMPEST besitzt ein hohes Geschwindigkeitspotenzial und kommt dank ihres jollenartigen Rumpfes früh ins Gleiten. Zudem segelt sie auch bei viel Wind erstaunlich trocken und besitzt ein hervorragendes Verhalten bei Wellen. Kurz gesagt: Sie ist rasant und sensibel wie eine Jolle, aber gleichzeitig sicher wie eine Yacht. |